Orishas

A lo Cubano

Ojalá Pase

Die Orishas waren schon immer sehr darum bemüht, die kubanische Kultur und die wahren Umstände zu erklären und zu vermitteln. Dies ist ihnen auch in diesem sehr emotionalen Lied gelungen. Es wird nichts beschönigt und verherrlicht, ganz im Gegenteil: Die Orishas sind davon überzeugt, dass endlich etwas geschehen muss. „Ojalá Pase” bedeutet so viel wie “Hoffentlich passiert's” oder “Schön wäre es, wenn etwas passiert“.

“Bombo y platillo a los 500 de la Habana. Mientras en casa en las cazuelas ya no tienen jama”

Das Lied wurde in der Zeit veröffentlicht, in der Havanna sein 500-jähriges Jubiläum feierte. Während dies mit Pauken und Trompeten gefeiert wird, gibt es in den Häusern dennoch weiterhin kein Essen, mit dem sie die Töpfe füllen könnten. Was die Orishas hier erklären wollen ist, dass anlässlich zum Jubiläum viele Bauprojekte sowie Modernisierungen umgesetzt wurden, wie beispielsweise Werbebildschirme an einigen touristischen Orten der Stadt. Dennoch hat nichts zur Besserung des kubanischen Lebensstandards beigetragen.

“Que celebramos si la gente anda deprisa. Cambiando al Che Guevara y a Martí por la divisa.”

Was soll man schon groß feiern, wenn alle herumirren, gehetzt vom Alltag und der Notwendigkeit, seine Liebsten zu ernähren, die Unterkünfte vorm Einsturz zu bewahren und auf der Suche nach Che Guevara und Martí (= die Helden der Revolution, die auf den Scheinen der nationalen Währung abgebildet sind) gegen Devisen-Währung zu tauschen. CUC sind in den Augen vieler Kubaner die einzige Möglichkeit, aus dem kubanischen Lebensstandard auszubrechen und aufzusteigen, weshalb alle auf der Jagd nach Jobs im Tourismus sind und niemand mehr "ehrliche und nützliche" Jobs ausüben will, wie beispielsweise Arzt, Lehrer oder Müllmann. Wie auch, wenn man damit zwischen 10-50 CUC pro Monat verdient, wohingegen man im Tourismus gute Chancen auf diese Summe pro Tag hat?

“Publicidad de un paraíso en Varadero. Mientras las madres lloran por sus hijos que se fueron.”

Auch mit dieser Textzeile treffen die Orishas ins Schwarze. Das meistbeworbene Urlaubsziel auf Kuba ist Varadero, die Halbinsel mit dem wunderschönen, langen Sandstrand. Ein Paradies für Touristen. Doch die riesigen Hotels und luxuriösen Clubanlagen haben nichts mit dem eigentlichen Kuba zu tun. Denn parallel dazu existiert die bittere Wahrheit, in welcher Mütter um ihre Söhne weinen, die es sich, auf welchem Weg auch immer, ermöglicht haben, ins Ausland zu gehen, um dort besseres Geld zu verdienen und so der Familie in der Heimat zu helfen. Genauso muss es auch den Müttern der Orishas gehen, die von Havanna nach Paris gezogen sind. Fast jede kubanische Familie, die man fragt, hat Bekannte im Ausland. Und obwohl die Kubaner sehr familiär aufwachsen, sehen sie es oft als einzigen Ausweg und als „Aufopferung“, dass jemand die Familie und das Land verlassen muss, um den Rest der Familie erhalten zu können und eine bessere Chance für die Zukunft zu erlangen.

“Hoy yo te invito a que camines por mi campo. Sin luz, agua potable y en carretera de fango.”

Wir werden eingeladen mit den Orishas aufs Land zu gehen. Natürlich ohne Licht, ohne Trinkwasser und auf einer Straße aus Schlamm. Vieles, was wir als selbstverständlich und essenziell ansehen, ist dort reiner Luxus. Selbst fließendes Wasser ist noch nicht Standard. In Havanna wird jeden zweiten Tag Wasser, das natürlich keine Trinkwasserqualität hat, in die Zisternen der Viertel gepumpt. Den Motor dafür sowie auch die Tanks, in denen dieses Wasser aufgefangen und gelagert werden soll, muss man sich natürlich selbst organisieren. Wer das Geld dafür nicht hat, der muss sich mit Eimern oder gebrauchten Plastikflaschen zufriedengeben. 

“Publicidad de sanidad gratuita. Si no le llevas algo el dolor no se te quita.”

Der Sozialismus in Kuba wird als etwas Bereicherndes für das Volk dargestellt. Das Gesundheitssystem sowie das Schulsystem sind gratis. Zumindest wird es so propagiert. Die Realität sieht oft anders aus: Wer nicht dazu bereit ist, selbst etwas zu seiner Gesundheit oder seinen Noten beizusteuern, der wird vermutlich nicht weit kommen. Aufgrund der niedrigen Löhne in sozialen, staatlichen Berufen gibt es immer mehr Korruption und man versucht, durch Bestechungen zu überleben. So „bezahlt“ man beispielsweise für einen notwendigen Gips mit einer teuren Flasche Rum, einer Packung gefrorenen Hähnchenfleischs oder etwa einem Shampoo. Ob das sehr moralisch ist? Natürlich nicht, aber wenn man alleine durch den Lohn seiner Arbeit nicht mehr überleben kann, wird man alle Wege nutzen, um einen höheren Standard zu erreichen.

“Por qué no somos justos y no nos engañamos. Los santos no resuelven el deber de los humanos.”

Mit der letzten Aufforderung schließen die Orishas das wunderschöne, aber sehr traurige Lied ab. Seien wir ehrlich, singen sie, wir Kubaner sind nicht fair zu einander und wir Menschen haben die Pflicht, etwas zu ändern und nicht unsere Götter, denen wir so vieles opfern und die wir um Besserung bitten. Die Orishas beschreiben hier etwas, dass man als Außenstehender dieser Kultur nur schwer begreifen kann. Trotz Hunger findet man an jeder Straßenecke Opfergaben in Form von Gemüse oder auch Tierfleisch, die ihren Gottheiten, den Orishas, von denen sich das Volk Lösungen für all ihre Probleme erhofft, gewidmet sind. Die Kubaner haben nach der Revolution scheinbar etwas ihren Mut verloren, um für ein besseres Morgen zu kämpfen und sind der heutigen Politik müde. Die Hoffnung haben sie noch nicht aufgegeben, aber sie werden lernen müssen, dass nicht die Orishas sie erlösen werden, sondern sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen.

(Nadine Baumgartner, 02.05.2020)

Cuba No Se Fue de Mi

Dieses Lied widmet die Gruppe „Orishas“ ihrer Heimat Kuba und beteuert nostalgisch, dass sie zwar aus Kuba fortgegangen sind, um in Paris zu leben, aber Kuba immer in ihrem Herzen bleibt - „Cuba no se fue de mi“ bedeutet "Kuba ging nicht fort von mir". Sie klagen darüber, ihre Heimat zu vermissen, aber ihr Glaube gibt ihnen Kraft.

"Orishas" ist nicht nur der Name dieser Musikgruppe, es ist auch die Bezeichnung der Götter in den Religionen der Yoruba, die die afrikanischen Sklaven mit nach Kuba gebracht haben und bis heute praktiziert werden. Diese afrikanischen Einflüsse machen die kubanische Kultur unglaublich interessant, vor allem weil in keinem anderen lateinamerikanischen Land die afrikanischen Religionen und Traditionen so stark vertreten sind und sich so mit den europäischen Werten der Kolonialmächte vermischt haben wie in Kuba.

Auch im Lied wird ihr „fé yoruba“, also der Glaube an Yoruba, besungen und zu ihren „Santos“, also den Heiligen, gesprochen. Man findet im Musikvideo viele Hinweise auf diese spezielle Religion, wie beispielsweise die Schnittblumen, mit denen man spirituelle Reinigungen durchführt, die Altare mit den Figuren und Opfergaben, die sie für ihre Heiligen errichten und auch die Rumba Yoruba, die sie tanzen. Natürlich haben die "Orishas" auch die afrikanischen Rhythmen in ihrem Lied verarbeitet und, typisch für diese Gruppe, mit anderen Rhythmen vermischt.

Das Thema dieses Liedes ist sehr emotional und beschreibt die Situation der Auslandskubaner. Die meisten Kubaner lieben ihre „tierra“, also ihre Erde, und verlassen nur ungern ihre Werte, Traditionen und ihre Familie. Doch oft sehen sie die einzige Chance auf eine gute Zukunft für sie und ihre Familie darin, ins Ausland zu gehen und Geld zu verdienen, da die Möglichkeiten in Kuba auch heute sehr eingeschränkt sind. Ein sehr trauriges, aber sehr wichtiges Thema also, das die "Orishas" hier besingen.

(Nadine Baumgartner, 19.01.2020)

Represent Cuba (feat. heather headley)

Havana 1957

Naci Orishas

Naci Orishas, Live in Huelva 2019

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